von Thomas Fries
Bereits im Februar 2019 haben Dentsply Sirona, der weltweit größte Hersteller von Dentalprodukten und ‑technologien, und exocad, einer der führenden dentalen CAD/CAM-Software-Hersteller im Dentallabor, ihre umfangreiche Kooperation auf dem Gebiet des digitalen dentalen Workflows bekanntgegeben. Laut Pressemitteilung profitieren Kunden beider Unternehmen weltweit erstmalig von der unmittelbaren Übertragung digitaler Abformungen von Dentsply Sirona Intraoralscannern an exocad Labore. Zudem stimmen beide Unternehmen darüber hinaus weitere Schnittstellen zwischen inLab Hardware und exocad DentalCAD Software ab.
Aber was heißt das jetzt genau? Und wie profitieren Labore zukünftig davon? Im folgenden Beitrag sollen der Workflow und die sonstigen Rahmenbedingungen näher dargestellt werden.
Validierter Workflow für digitale Abformung – Was ist das Ziel?
Dank der Kooperation wird es Zahnarztpraxen mit Dentsply Sirona Intraoralscannern erstmalig ermöglicht, mit exocad Laboren in einem validierten Workflow zu arbeiten und digitale Abformungen für viele Indikationen komfortabel und direkt zu übertragen. Über die neue Software Anwendung Connect Case Center Inbox von Dentsply Sirona haben somit erstmals auch exocad Labore unmittelbaren Zugang zu den Intraoralscan- und Auftragsdaten im Connect Case Center Portal.
Mit der Veröffentlichung des neuen CEREC 5.X SW Konzeptes von Dentsply Sirona werden zukünftig alle digitalen Abformeinheiten (DI), wie z.B. CEREC Omnicam und das neue Premium-Produkt CEREC Primescan, mit offener STL-Exportschnittstelle ausgeliefert. Um den „offenen“ Workflow für alle Teilnehmer möglichst benutzerfreundlich, d.h. ohne umständliches Versenden von Dateien per Email oder Wetransfer zu gestalten, wurde die Connect Case Center Inbox (auch vereinfacht „CCCI“) entwickelt.
Was genau verbirgt sich hinter der Connect Case Center Inbox?
Zunächst einmal ist die CCCI ein Werkzeug (Download-Tool), welches die Kommunikation zwischen Zahnarzt/Labor als offenen und validierten Workflow fördern soll. Klares Ziel ist aber auch die weitere Steigerung der Attraktivität von digitalen Aufnahmeeinheiten für vielfältige klinische Anwendungen im Bereich der Zahnärzte sowie der Zugang zu weiteren Kundengruppen im Laborsegment. Nicht zuletzt wird Dentsply Sirona durch diesen Schritt zu einem der größten Dentalportalbetreiber weltweit - mit Zugriff auf umfassende Informationen (Daten) für Produktentwicklung und -marketing.
Sirona Connect vs. Connect Case Center Inbox
Im Vergleich zum alten Sirona Connect Portal sind jetzt das automatische Herunterladen von Aufträgen sowie Push-Benachrichtigungen möglich. Zudem wurde die Auftragsübersicht deutlich erweitert und um die Möglichkeit der 3D-Modellvorschau erweitert. Auch können den Bestellungen jetzt direkt Kommentare hinzugefügt werden. Die wesentliche Neuerung ist jedoch die Möglichkeit der variablen Datenausgabe.
Die Connect Case Center Inbox
Installation
Nach Registrierung im neuen Connect Case Center (aka Sirona Connect Portal) als Dentallabor erfolgt die Installation auf einem Windows PC. Die CCCI Software kann auf der entsprechenden Webseite von Dentsply Sirona heruntergeladen werden. Die Lizenz muss weiterhin auf einem Code Meter USB-Stick von Dentsply Sirona installiert werden. Nach Installation sucht die CCCI automatisch nach Updates und installiert diese.
Als einer der ersten Schritte müssen im Rahmen der Erstkonfiguration der Name des Arbeitsplatzes eingegeben sowie die vom Labor gewünschten Voreinstellungen vorgenommen werden. Dies sind zum Beispiel die Freigabe der automatischen Downloads und der Vorschau-Funktion sowie die Aktivierung der verschiedenen, bereits voreingestellten, Skripte.
Abbildung 1: Erstkonfiguration der CCCI
Hier besteht unter anderem die Möglichkeit angenommene Fälle per Voreinstellung der inLab oder exocad Software zu öffnen bzw. diese automatisiert als inLab, exocad oder STL-Datei an einem vordefinierten Speicherort abzulegen.
Abbildung 2: Auswahlbildschirm für Skripte
Abbildung 3: Auswahl Skript "save as exocad" DentalProject
Alternativ können mit der CCCI auch Daten im UDX (Universal Dental Exchange) Standard oder als Wavefront OBJ übergeben werden. Das UDX, ein von der Open Exchange Dental Interoperability Group entwickeltes Format, ermöglicht dabei, dem XML-Standard vergleichbar, die standardisierte Übermittlung von relevanten Informationen wie z.B. Falldaten, Produkt- und Produktionsinformationen zwischen den Teilnehmern. Hingegen stellt OBJ ein offenes Dateiformat zum Speichern von dreidimensionalen geometrischen Formen dar. Das von Wavefront Technologies entwickelte Format wird von vielen 3D-Grafikprogrammen unterstützt und ist daher besonders für die programm- und plattformübergreifende Weitergabe von 3D-Modellen geeignet.
Start Screen (Cockpit)
Der Aufbau des Start Screens ist logisch und zeitgemäß. Hier bietet sich dem Labor die Möglichkeit diverse Filter zu setzen und die Auftragsliste zu bearbeiten.
Abbildung 4: Start Screen (Cockpit)
Die Übersicht ist im modernen Flatdesign programmiert und bietet einen schnellen Überblick über die gewählten Filter (Auswahl Datenformat, Suche Bestellnummer, Status; links oben), die Auftragsliste (Farbcodierung für neue, akzeptierte oder abgelehnte Aufträge sowie den Downloadstatus; links) sowie die relevanten Auftragsinformationen (z.B. Praxis- und Patienteninformationen, Restaurationsinformation oder auch zusätzliche Angaben oder Anweisungen).
An dieser Stelle kann auch der zugehörige Auftragszettel als PDF-Dokument gedruckt werden. Ein neu hinzu gekommenes, interessantes Feature ist die Möglichkeit sich den Patientenfall unmittelbar im sogenannten Viewer als 3D-Modell anzeigen zu lassen.
Abbildung 5: Auftrag in der 3D-Modell Ansicht ('Viewer Modus')
Welche Schnittstellen zu Drittanbietern bietet DS Lab ab der IDS?
Zahnarzt zu Labor („DI to Lab“)
Für die Übermittlung von intraoralen Abformungen zwischen Behandler und Labor wurde mit dem Connect Case Center Portal eine noch einfachere und schnellere Möglichkeit der digitalen Übertragung von digitalen Modelldateien geschaffen. Die übersendeten Daten können hier entweder wie bisher über das Dateiformat .dxd direkt in die inLab SW geladen und bearbeitet werden. Auch können die Daten als exportierte .stl-Datei an die verschiedenen CAD-Applikationen von exocad, 3Shape oder dental wings für die Konstruktion der Restauration übergeben werden. Dabei werden allerdings, dem .stl-Dateiformat geschuldet, keine Präparationsinformationen bereitgestellt. Alternativ können über die Connect Case Center Inbox die Daten per .obj an externe Applikationen bzw. über .dentalproject direkt an exocad DentalCAD übergeben werden.
Labor an Labor („Lab to Lab“)
Da aktuell keine „Lab-to-Lab“ Anbindung der inLab Software an externe Anwendungen über das Connect Case Center Portal vorgesehen ist, wurden andere Schnittstellen etabliert, welche ebenfalls einen weitgehend problemlosen Datenaustausch mit Softwareapplikation von Drittanbietern erlauben sollen. Ab inLab Software 19.0 wird so die Anbindung der Hardware-Komponenten von Dentsply Sirona in den Workflow mit externen CAD Anwendungen optimiert, so dass zukünftig auch direkt ab dem Scanschritt (CAI) mit dem Laborscanner inEos X5 Daten in externe Software-Anwendungen wie zum Beispiel der exocad DentalCAD übernommen werden können.
Neu ist zudem, dass ab der inLab SW CAM 19.0 Designs aus der externen Anwendung, neben den Formaten .stl und .3ox, jetzt auch über das neue Format .constructioninfo (speziell für exocad) eingelesen werden können, um auf einer inLab MCX5 oder der inLab MCXL gefertigt zu werden.
Zusammenfassung der DS Lab Schnittstellen zu Drittanbietern
Abbildung 6: Neue Möglichkeiten durch Schnittstellen zu Drittanbietern
Ein Fallbeispiel
Für das Fallbeispiel wurde ein mit der CEREC Omnicam gescannter Patientenfall gewählt, der zunächst wie gewohnt vom Zahnarzt über das Sirona Connect-Portal an das ebenfalls registrierte Partner- bzw. Wunschlabor versendet wurde.
Der Eingang der Bestellung stellt sich sodann wie folgt dar:
Abbildung 7: Bestellung über die Connect Case Center Inbox erhalten
Über den Reiter 3D-Modell kann der Scan direkt überprüft und auch die vom Behandler bereits eingezeichneten Präparationslinien begutachtet werden.
Abbildung 8: Review als 3-D Modell
Abbildung 9: Nachricht an Besteller
Mit Auftragsannahme wechselt der Bestellstatus die Farbcodierung.
Abbildung 10: Akzeptiert
Durch das akzeptieren des bestellten Auftrags im CCCI erfolgt der automatisierte Download als exocad Dentalproject in den zuvor bei der Einrichtung der Skripte hinterlegten Dateiordner.
Abbildung 11: Fall als exocad Dentalproject
Über die exocad Software kann nun der Fall im ausgewählten Verzeichnis als exocad Projekt importiert werden.
Abbildung 12: Laden des Projektes in exocad DentalCAD
Abbildung 13: Öffnen des Falls im angegebenen Speicherort
Abbildung 14: Anlage des Projektes in exocad DentalCAD
Nach der Überprüfung des Falls in der Administration kann in den CAD Modus gewechselt werden, um mit der Ausrichtung der okklusalen Einschubachse zu beginnen.
Abbildung 15: Fall inklusive Präparationslinien in exocad DentalCAD
Ab hier kann wie gewohnt mit der Konstruktion begonnen werden.
Abbildung 16: Vergleichsdarstellung inLab SW 18
Wann wird die Connect Case Center Inbox verfügbar sein?
Die CCCI soll zur IDS 2019 verfügbar sein. Voraussetzung zur vollständigen Anbindung an die exocad Software wird die Version 2.3 Matera sein, wenngleich wir die Funktionalität bereits mit der Version 2.2 Valletta erfolgreich testen konnten.
Dentsply Sirona liefert mit jeder ausgelieferten Aufnahmeeinheit einen kostenlosen Lizenzgutschein aus, die der Zahnarzt seinem präferierten Dentallaborpartner zur Verfügung stellen kann. Auch bei den inLab CAD & CAM SW 19.0 Update Modul bzw. dem inLab Basic Modul ist eine entsprechende Lizenz enthalten.
Weitere Lizenzen können, wie bei Dentsply Sirona üblich, über den Dentalfachhandel zum Listenpreis von € 1.500,00 erworben werden.
Fazit
Die neue Connect Case Center Inbox erweitert die Möglichkeiten der exocad Dentallabore, die zukünftig einfach und bequem digitale Abformungen inklusive der Präparationslinien vom CEREC Zahnarzt erhalten können. Zwar konnten diese Daten bereits bisher über das universelle Dateiformat .stl (eingeschränkt) ausgetauscht werden. Allerdings war die Übermittlung bislang zumeist nur via Email oder Transferdienste wie z.B. wetransfer möglich. Zudem können so zusätzliche Informationen auf einfachem Weg online an das Dentallabor übermittelt werden.
Viel spannender erscheinen aus unserer Sicht die neu gewonnenen Möglichkeiten für die heutigen Nutzer von Dentsply Sirona Hardware. Diese finden nun mit Hilfe der neuen Schnittstellen, auf verhältnismäßig einfachem Weg, einen Zugang zum breiten Indikationspektrum der exocad DentalCAD Software. Aus heutiger Sicht wird es spannend werden zu sehen, wie diese nun begonnene Öffnung bzw. Integration sich weiter fortsetzt.
Gerne unterstützen wir Sie bei weiteren Fragen zum Thema und zeigen Ihnen Möglichkeiten auf, wie auch Sie das umfangreiche Potential der exocad DentalCAD Software ausnutzen können. Den INFINIDENT Zahntechnik-Support erreichen Sie einfach unter 06151-3961818 oder per email via service@infinidentsolutions.com.
Weiterführende Informationen zum Thema:
Connect Case Center Inbox - Handbuch für den Anwender (Link)